Die Suche nach einem Studiengang ist wie das Langschlendern am kalten Buffet. Wer genau hinsieht, wird was Schmackhaftes finden.
Studiengänge ohne Ende
Lust auf ein „normales“ BWL- oder VWL-Studium? Das ist okay. Da lässt sich viel lernen. Oder vielleicht Lust auf etwas Spezielleres? Auch das ist okay. Allerdings sollte man sich dann intensive Gedanken machen, ob einem die Spezialität wirklich liegt, oder ob man sie nur aus einer augenblicklichen Laune heraus gewählt hat. Denn das wäre für ein jahrelanges Studium mit Sicherheit etwas zu wenig. Man sollte sich wohl fühlen mit seiner Entscheidung und vor allem auch darüber nachdenken, was man später damit beruflich anfangen kann. Man kann zwar ein Studium jederzeit beenden. Doch die verlorene Zeit und der Frust können an einem nagen.
Am besten, das spezielle Studium hat bereits irgendwas mit einem zu tun. Da schon die Schulen heute voller IT-Freaks sind und man eventuell selbst dazu zählte, wäre eventuell etwas mit IT angesagt. Vielleicht etwas Technisches oder eine Kombination aus IT und Wirtschaft oder natürlich — da alle davon reden — gleich KI. Zumal KI das Gebot der Stunde ist. Sie wird zweifellos die Welt verändern. Und warum nicht von Anfang an mit dabei sein? Etwas Spannenderes ist für IT-Freaks im Moment nicht zu finden.
Wirtschaftsingenieure sind in sehr vielen Branchen höchstbeliebt. Sie haben technisches Verständnis, verstehen etwas von Wirtschaft und IT und sind äußerst pragmatisch. Genau das, was man heute überall braucht. Es lohnt sich also, das Fach zu studieren. Gute Jobs sind anschließend garantiert. So sieht es auch Prof. Dirk Sackmann von der Hochschule Merseburg. Weiter ...
Wie eine Suche im Netz ergibt, sind bereits mehrere Hochschulen mit KI-Studiengängen am Start. Fast alle betonen die technische Seite. Einen wesentlich breiteren Ansatz hat der Studiengang der Media University am Standort Berlin. Da geht es um ziemlich alles, was sonst noch mit KI zu hat. Der Grund: Die Studiengangsleiterin ist keine IT-Professorin, sondern Anthropologin. Das verspricht spannend zu werden (s. Interview unten).
Marc hat auf dem Gymnasium für die Schülerzeitschrift geschrieben. Als er aus verschiedenen Ecken Lob erhielt, wurde er beim Schreiben sicherer. Am Schluss machte es ihm so viel Spaß, dass er in Erwägung zog, Journalist zu werden. Andererseits interessiert ihn aber auch die Wirtschaft. Er sollte sich einmal an der TU Dortmund umsehen. Dort unterrichtet Prof. Henrik Müller wirtschaftspolitischen Journalismus (Bachelor) und Economics & Journalismus (Master). Das könnte etwas sein. Müller, der mal stellvertretender Chefredakteur des „Manager Magazin“ war, ist so etwas wie eine „Edelfeder“. Kommentare von ihm sind gelegentlich bei „Spiegel online“ zu lesen. Übrigens interessant, dass es an dieser TU ein großes Nest von Profs gibt, die alle irgendeine Art von Journalismus unterrichten. An der TU Dortmund! Wer hätte das gedacht.
Wer gleich zu Beginn seines Studiums voll in die Tasten greifen möchte, bekommt an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Uni einiges zu tun. Dort gibt es den Bachelorstudiengang. „Philosophy, Politics and Economics“, kurz PPE. Nicht gerade wenig Stoff für 18- und 19-Jährige, ist doch jedes der drei Fächer schon eine Herausforderung an sich. Wer also geistige Abenteuer der besonderen Art sucht, könnte hier glücklich werden. Fühlt man sich im Bachelorstudium etwas überfordert, hat man die Möglichkeit, noch einen Master im selben Fach draufzusetzen und das eine oder andere zu wiederholen.
Neben dem Klimawandel regt die Diskussion über unsere Zukunft nichts so sehr an wie die künstliche Intelligenz. Teufelszeug oder eine Chance für die Menschheit? Die Antwort wird noch länger auf sich warten lassen. Um das gewaltige Thema in den Griff zu bekommen, legt die Media University in Berlin jetzt den Masterstudiengang „Artificial Intelligence and Societies“ auf. Prof. Undine Frömming leitet ihn. Weiter ...
Bindestrich-Wissenschaften sind auch immer beliebt, da sie zwei Fächer vereinen, was nicht nur das eigene Wissen enorm erweitert, sondern auch oft das Bewusstsein schärft. So ein Fach ist bespielsweise Wirtschaftsgeografie, das einen zumindest geistig in die Welt hinausträgt. Die Wirtschaft wirkt auf unterschiedliche Weise auf die einzelnen Regionen der Welt ein. Anderseits erlauben sie oft nur bestimmte Arten von Wirtschaft. Auf der Website der Uni Hannover, wo man Wirtschaftsgeografie studieren kann und mit einem Master abschließt, wird das so formuliert: das Ökonomische im Raum und das Räumliche in der Wirtschaft. Vielleicht ist auch etwas anderes damit gemeint.
Wer noch nicht wusste, dass es Wirtschaftschemie, auch ein Bindestrich-Fach, gibt, kann es im Online-Studienreport “Wirtschaftschemie studieren” nachlesen. Doch auch Wirtschaftsphysik gibt es. Man kann es an der Uni studieren. Es ist nicht weniger ungewöhnlich als Wirtschaftschemie und dürfte nicht minder schwierig sein. Wie erklärt die Uni das Fach? „Einerseits werden quantitative physikalische Gesetze und Modelle auf Vorgänge in der Finanzwirtschaft angewandt (Ökonophysik), andererseits wird untersucht, wie physikalische Gesetze den Entwurf von Geräten und Prozessen wirtschaftlich beeinflussen. Der erste Teil lässt sich gut nachvollziehen, zumal einem da einfällt, dass Physiker gern gesehene Beweber bei Investmentbanken sind. Der zweite Teil klingt etwas mystischer, man bräuchte zumindest ein kleines Beispiel, das aber nicht mitgeliefert wird.
Das Fach Wirtschaftsphysik findet sich nur an der Uni Ulm. In Marburg gibt es noch „Wirtschaft und Physik“. Hier lautet die Beschreibung: „Wirtschaftsphysik ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das physikalische und statistische Theorien zur Lösung von Problemen in der Volks- und Betriebswirtschaft verwendet.“ Kann die Naturwissenschaft Physik also der Sozialwissenschaft etwas beibringen? Eine Frage, die bereits einmal in der Diskussion war, bis man sich darauf einigte, dass bei der Wirtschaftswissenschaft, die zu den Sozialwissenschaften gehört, andere Gesetze herrschen. Auch hier scheint ein Studium ein Abenteuer mit einigen Unwägbarkeiten zu sein.
Wir leben noch längst nicht in einer perfekten Welt. Allein im globalen Süden sieht vieles nicht sehr rosig aus. Wer die Welt besser verstehen will, sollte den Bachelorstudiengang „Sustainable Development Studies“ der Uni Göttingen wählen. Prof. Andreas Fuchs hat ihn mitinitiiert. Weiter ...
Obwohl der Handel das A ud O jeder Wirtschaft ist, fällt auf, dass es nur relativ wenige Studiengänge zum Handelsmanagement gibt. Gemeint ist mit den Studiengängen auch nicht der Handel als abstrakte wirtschaftliche Größe, sondern der ganz konkrete Handel, wie er sich etwa im Lebensmittelhandel abspielt. Wer hier Manager werden will, hat also nur eine beschränkte Studienauswahl. Angeboten wird der Studiengang etwa von der Hochschule Bremen. Gut möglich, dass sich deshalb für studierte Handelsmanager ganz besonders gute Berufschancen ergeben.
Völlig anders sieht es mit dem Fach Wirtschaftspsychologe aus. Es wird von auffallend vielen Hochschulen angeboten. Das ist meist ein Indiz dafür, dass die Absolventinnen und Absolventen stark gesucht werden. Wirtschaftspsychologen findet man in der Werbung und im Personalwesen, aber auch in Sozialverbänden. Sie geben auch gute Trainer und Coaches ab, etwa für Manager, die durch schwierige persönliche Phasen gehen und möglicherweise Burnouts erleiden. Man merkt bereits: Überall dort, wo der Mensch im Mittelpunkt steht, finden sie ein Betätigungsfeld. Vor allem Frauen fühlen sich von diesem Studium angezogen.
Die internationalen Finanzmärkte sind eine eigene Welt, die sich einem nicht so schnell erschließt. Sie erfordern ein intensives Studium, am besten gleich auf Englisch. Genau so etwas hat die Hochschule Rhein-Waal in Kleve am Niederrhein im Angebot. „Economics and Finance“ nennt sich der Masterstudiengang. Er bereitet einen perfekt auf die Finanz- und Wirtschaftswelt vor, verspricht Prof. Hasan Alkas. Weiter ...
Zu einem beliebten Fach wurde in den letzten Jahren auch Wirtschaftsrecht. Es ist eine Kombination von BWL mit einem Schuss VWL und Jura. Die Idee ist, dass Wirtschaftsjuristen als Brückenbauer dienen: den BWLern erklären sie das Recht und den Juristen die BWL. Ebenso wie sie in alle BWL-Gebiete reinschnuppern, schnuppern sie auch in viele juristische Gebiete rein. Dabei besteht immer die Gefahr, dass man von den Vollprofis der beiden Seiten nicht für voll genommen wird. Für die BWLer ist man kein richtiger BWLer und für die Juristen ist man kein richtiger Jurist, etwa weil man keine Anwaltszulassung bekommt und auch nicht Richter werden kann. Berufe, die den Volljuristen mit zwei Staatsexamina vorbehalten sind. Entsprechend hat man keine Gerichtserfahrung, weil man außer vor dem Amtsgericht nicht in den anderen Instanzen auftreten kann.
Dennoch machen viele Wirtschaftsjuristen ihren Weg. Man trifft sie in Rechtsabteilungen von großen Unternehmen, in Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und in Personalabteilungen. Man muss sich also keine Sorgen um sie machen.
Beliebte Bewerber sind auch Wirtschaftsingenieure. In manchen Branchen wie im Consulting werden sie geradezu geliebt. Ihr großes Plus ist das betriebswirtschaftliche und das technische Wissen, die Hand in Hand gehen. Wirtschaftsingenieure sind mit technischen Prozessen und Produktionprozessen vertraut, während sich reine BWLer da oft schwer tun.
In der immer komplizierter werdenden Welt ist alles miteinander verzahnt. Deshalb bietet die Universität Bamberg den interdisziplinären Bachelorstudiengang Computational Economics and Politics (CEP). Mit ihm lassen sich viele Erscheinungen wie Migration, Pandemien oder Wirtschaftskrisen besser verstehen, erläutern Prof. Johannes Marx und Prof. Marco Sahm. Weiter ...
Informatikwissen bringen sie auch mit, da die Digitalisierung dort inzwischen weit verbreitet ist. Damit sind sie moderne Tausendsassas, die zudem sehr praktisch und pragmatisch orientiert sind. Nicht zuletzt können sie gut rechnen und scheuen sich auch nicht, mal unter der Motorhaube nachzusehen, was da gerade schiefläuft. Kein Wunder, wenn in vielen Branchen der Ruf erschallt: Her mit den Wirtschaftsingenieuren! Und: Manchmal bekommen sie sogar plötzlich Lust auf anderes und werden Steuerberater oder Wirtschaftprüfer. Alle schon dagewesen.
Nicht zuvergessen sind die Wirtschftspädagogen. Viele gehen in den Schuldienst, etwa bei Handelsschulen. Ihre Aufgabe ist es, Jugendlichen die Wirtschaft nahezubringen. Wie erklärt man komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge, ohne dass sich die Zuhörer geistig verabschieden? Mancher Wirtschaftspädagoge wird Wirtschaftsjounalist, die auch gut erklären können müssen, wollen sie ihre Leser nicht verlieren. Oder sie schreiben Unterrichtsmaterialien, die in der Erwachsnenbildung benötigt werden. So mancher Wirtschaftsprof, dem das Schreiben nicht so liegt, sollte seine Lehrbücher von einem Wirtschaftspädagogen überarbeiten lassen. Es könnte die Auflage steigern.
Wirtschaftshistoriker sind ebenfalls interessante Zeitgenossen. Sie haben nicht nur eine guten Überblick über die Geschichte des Menschen, von der Steinzeit bis zur Jetztzeit. Sie können auch spannend beschreiben, wie sich die Wirtschaft parallel dazu entwickelte und der Mensch immer wieder auf neue Ideen kam, von der Landwirtschaft über den Handel bis zur Industriealisierung. Auch sie findet man gelegentlich imJournalismus.
Der kleine Überblick hat gezeigt, was in Verbindung mit Wirtschaft alles möglich ist. Was es alles zu studieren gibt. Nahezu unmöglcih, dass jemand, der grundsätzlich an Wirtschaft interessiert ist, da nicht fündig wird. Man muss sich nur umschauen und informieren.
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