„Applied Entrepreneurship“ nennt sich der Studiengang an der TH OWL, den Prof. Andreas Welling leitet. Damit wird gleich klar: Gründen wird hier nicht als bloße Theorie verstanden, sondern als Tun. Dennoch muss man einiges wissen, um erfolgreich zu sein. Wobei Scheitern auch kein Beinbruch sein muss. Es gehört einfach zum Unternehmertum dazu.
TH Ostwestfalen-Lippe
Wenn wir es richtig verstehen: Der Studiengang ist nichts für Leute, die „nur mal so gucken“ wollen.
Welling: Stimmt. Sie müssen den festen Willen mitbringen, sich ins Abenteur Unternehmertum zu stürzen.
Es ist also ein Abenteuer?
Welling: Auf gewisse Weise schon, denn garantiert ist hier nichts. Aber man kann schlimme Überraschungen und damit den Risikofaktor zu einem gewissen Grad reduzieren. Etwa durch systematische Analysen des Marktes, durch betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen oder auch, indem man die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzt.
Was bedeutet Letzteres konkret?
Welling: Dass man etwa als Team an die Sache rangeht, wenn man feststellt, dass man zwar tolle Ideen hat, sie aber nicht vermitteln kann oder ständig Umsatz mit Gewinn verwechselt.
Die Zeiten der Tausendsassas sind also vorbei?
Welling: Das kann man so nicht generell sagen. Es gibt immer Überflieger, die einfach ein Händchen haben und viel allein zustandebekommen. Je komplizierter das Unternehmen ist, desto weiter kommt man jedoch im Team.
Neben allem Wissen spielt die Psychologie doch auch eine Rolle.
Welling: Auf jeden Fall. Manche haut schon der erste Widerstand oder die erste Niederlage um. Andere stehen einfach auf, klopfen sich den Staub von der Hose und marschieren unbeirrt weiter. Für sie gehört das zum Lernprozess.
Was zu der Frage führt, ob man Unternehmer lernen kann.
Welling: Bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall, wenn man die Möglichkeit hat, seine Talente in einem geschützten Raum zu entfalten und sie üben kann. Genau das bieten wir hier.
Wie sieht das konkret aus?
Welling: Man muss zu Beginn des Studiums eine Geschäftsidee entwickeln und sie dann weiterverfolgen. Am Ende sieht man dann, ob sie für eine Gründung taugt.
Und wenn einem nichts einfällt?
Welling: Die meisten haben eher zu viele als keine Ideen.
Und wenn die Idee nicht gut war?
Welling: Dann hat man trotzdem einen Masterabschluss und viel gelernt.
Und landet danach den großen Coup.
Welling: Alles ist möglich. Es ist eben immer auch ein Abenteuer.
Also nichts für Leute, die ein gesichertes Einkommen wollen und eine ruhige Kugel schieben möchten.
Welling: Die aber auch nie die Chance haben, vielleicht einmal extrem gut zu verdienen und stolz sein werden, etwas Außergewöhnliches auf die Beine gestellt zu haben.