Studienreport Personalmanagement
Personaler haben es in diesen Tagen nicht leicht. Die seit Jahren brummende Konjunktur und der demografische Wandel haben den Arbeitsmarkt weitgehend leergefegt. Qualifizierte Mitarbeiter muss man also oft mit der Lupe suchen. Im Februar meldete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung einen neuen Rekord bei den offenen Stellen: Im Schlussquartal 2018 waren 1,46 Mio. Arbeitsplätze nicht besetzt — 275.000 mehr als ein Jahr zuvor. Damit kamen 1,5 Arbeitslose auf jede offene Stelle, im Jahr 2010 waren es noch 3,6.
Längst sind es nicht mehr nur Pflegeeinrichtungen und IT-Firmen, die über fehlendes Personal klagen. Der Fachkräftemangel erstreckt sich heute von den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) über das Handwerk bis zum öffentlichen Dienst, wo es an Lehrern, Erziehern und Polizisten mangelt. Selbst Busfahrer und Lokführer sind knapp.
Da sich die Baby Boomer zunehmend in die Rente verabschieden, könnten laut einer PwC-Studie im Jahr 2030 über 800.000 Positionen im öffentlichen Dienst unbesetzt bleiben. Wie die Bundesagentur für Arbeit meint, dauere es ein halbes Jahr, bis für eine offene Stelle im Bereich Klempnerei, Sanitär und Heizung ein neuer Mitarbeiter gefunden sei. Fast genauso lange sind Seniorenheime, Energietechnikfirmen, IT-Beratungen und Softwarehäuser auf der Suche.
Die Personalentwicklung spielt neben dem Recruiting eine wichtige Rolle. Wer sich hier spezialisieren will, findet am Distance and Independent Studies Center (DISC) der TU Kaiserslautern einen maßgeschneiderten berufsbegleitenden Studiengang, meint Prof. Gordon Müller-Seitz. Weiter ...
Nicht zuletzt suchen die Personalabteilungen selber händeringend nach Personal. Eine Anfrage bei der Meta-Jobsuchmaschine Kimeta ergab im April rund 21.000 offene Stellen im Personalmanagement — vom Personalsachbearbeiter mit Hochschulabschluss über den Personalreferenten zur Betreuung von Fach- und Führungskräften und den Personaldisponenten, der für einen Personaldienstleister Mitarbeiter akquirieren und betreuen soll, bis zum Recruiter „mit Menschenkenntnis und technischem Verständnis“.
Viele Human-Resources-Abteilungen, wie Personalabteilungen heute oft genannt werden, haben auch Stellen für Praktikanten und Werkstudenten zu vergeben. Andere suchen nach Verstärkung für ihr Hochschulmarketing-Team oder nach einem Spezialisten für E-Learning, Personalentwicklung oder Managementdiagnostik. Bei wieder anderen heißt es einfach nur: HR-Generalist gesucht.
Um sich bei potenziellen Bewerbern als Arbeitgeber zu empfehlen bzw. im Gespräch zu bleiben, lassen sich die Personalabteilungen — Stichwort Employer Branding — einiges einfallen. Das reicht von Unternehmenspräsentationen an Schulen und Hochschulen über die Möglichkeit zu Hospitationen und Kurzpraktika bis zur Teilnahme an Recruitingmessen und der Präsenz in sozialen Medien und Online-Jobbörsen. Ein eigenes, professionell gestaltetes Karriereportal mit allen wichtigen Informationen versteht sich da fast von selbst.
Auch der klassische Weg, neue Mitarbeiter zu akquirieren — die Stellenannonce in einer regionalen oder überregionalen Tageszeitung oder in einem Branchenfachblatt — hat als Instrument der Personalbeschaffung noch lange nicht ausgedient. Laut einer Studie von Index Anzeigendaten hat sie für jeden zweiten Personaler große oder mittlere Bedeutung, wenn es um die Personalgewinnung geht.
Führen alle Anstrengungen nicht zum Erfolg, bleibt oft nur, einen externen Personaldienstleister mit der Suche zu beauftragen. Auch hier trifft man auf unterschiedliche Berufsbezeichnungen wie HR Consultant, Talent Sourcer oder Headhunter. Letztere sind Personalberater, die ihren martialischen Namen dem Umstand verdanken, dass sie für ihre Auftraggeber auf die Pirsch gehen, um gute Köpfe — meist Führungs- oder hochqualifizierte Fachkräfte — für sie zu finden.
Ist der neue Mitarbeiter an Bord, geht die Arbeit für die Personalabteilung erst richtig los. Schließlich hat man es — sofern es sich um einen jüngeren Kollegen handelt — mit einem Angehörigen von Generation Y oder Generation Z zu tun. Und die gelten bekanntlich als sehr anspruchsvoll (auch wenn viele solche Typisierungen für Unfug halten). Reine Personaladministration — eine zentrale Aufgabe jeder Personalabteilung — reicht daher nicht aus.
Damit sich der oder die Neue vom ersten Tag an wohlfühlt, wird ihnen oft gleich ein Mentor zugeordnet, der als Ansprechpartner für persönliche und Karrierefragen zur Verfügung steht. Oft gibt es auch ein Onboarding mit Kurzseminar, um den Einsteigern einen ersten Überblick übers Unternehmen zu verschaffen. Auch Traineeprogramme erfreuen sich wieder großer Beliebtheit, die organisiert werden müssen. Ist der Einsteiger dann eingearbeitet und im Unternehmen „angekommen“, sind Job Enrichment und Job Enlargement möglicherweise sinnvolle Maßnahmen. Unterstützung bei der Karriereplanung und regelmäßige Schulungen gehören ebenfalls dazu.
Wie man sieht, ist Personalarbeit ein weites Feld mit vielen Facetten, auf dem neben betriebswirtschaftlichen und rechtlichen vor allem psychologische Kenntnisse eine Rolle spielen. Fast alle Studiengänge zum Personalmanagement oder Human Resource Management sind daher ein Mix aus diesen drei Disziplinen, wobei das Betriebswirtschaftliche überwiegt. Es sei denn, man studiert ein Spezialfach wie Arbeitsrecht und Personalmanagement oder Arbeits- und Organisationspsychologie, wie man es an einigen — meist privaten — Hochschulen findet.
Wer mit dem Gedanken spielt, Personaler oder Personalerin zu werden, sollte wissen, dass viele Wege ins Personalmanagement führen. Man kann BWL mit Schwerpunkt Personalwesen studieren oder seinen BWL-Bachelor mit einem Master in HR Management aufpeppen. Oder man entscheidet sich für ein berufsbegleitendes Fern-/Online-Studium, wie es viele tun, die ihre Vorliebe für Personalfragen erst nach einigen Jahren im Beruf entdecken. Auch ein duales Studium Personalmanagement ist möglich. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) hat es ebenso im Angebot wie die IUBH Internationale Hochschule, die in Deutschland und Österreich an 17 Standorte vertreten ist.
Weiß man schon früh, dass für einen nur eine Tätigkeit als Personalexperte infrage kommt, sollte man gleich Personalmanagement per Vollzeit-Bachelorstudium studieren. Das ist hierzulande an einem halben Dutzend Hochschulen möglich.
Etwa an der Hochschule Heilbronn, wo man in sieben Semestern einen Bachelor of Arts in Management und Personalwesen erwerben kann. Das Studium ist in ein Grund- und Hauptstudium unterteilt. Während in den ersten beiden Semestern die BWL-Grundlagen vermittelt werden, geht es im Hauptstudium um wichtige Aspekte des strategischen und operativen Personalmanagements, sprich Rekrutierung, Personalentwicklung, Personalpolitik etc. Das fünfte Semester ist einem Praxiseinsatz vorbehalten, der auch im Ausland absolviert werden kann. Daneben werden soziale, personale und interkulturelle Kompetenzen vermittelt. Damit ist man als Absolvent bestens „für berufliche Positionen im Personalwesen von Unternehmen aller Branchen und Größen“ gerüstet.
Nicht weit von Heilbronn, im 50 Kilometer entfernten Pforzheim, blickt man bereits auf über ein halbes Jahrhundert Erfahrung mit Personalthemen zurück: 1964 wurden an der Hochschule Pforzheim die ersten Vorlesungen im Fach Personalführung gehalten. Damit sind die Pforzheimer so etwas wie Pioniere bei der Vermittlung von personalwissenschaftlichem Know-how.
Der heutige Studiengang Betriebswirtschaft/Personalmanagement orientiert sich an den Erfordernissen moderner Personalführung. Auf dem Lehrplan stehen deshalb so unterschiedliche Fächer wie Personalmarketing, Arbeitsrecht, IT-Einsatz im Personalbereich, Kompetenz- und Talentmanagement, Organizational Behavior, Methoden der empirischen Sozialforschung, Leadership sowie Organisationsentwicklung und Change Management. Auch hier wird im fünften von insgesamt sieben Semestern die Theorie gegen die Praxis eingetauscht.
International geht’s an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen zu, wo man im Rahmen des Studiengangs Internationales Personalmanagement und Organisation auch ein Semester im Ausland verbringt, sei es an einer Partnerhochschule oder in der Personalabteilung eines Unternehmens. Die Vermittlung von Fremdsprachen und interkulturellen Fähigkeiten runden die Ausbildung ab, die mit dem Bachelor abschließt. Wer möchte, kann seine Bachelorarbeit mit einem Praxisprojekt bei einem Unternehmen verbinden.
Ein Fernstudium ist an der AKAD University, einer privaten Hochschule mit Sitz in Stuttgart, möglich. Es schließt mit dem Bachelor ab und kostet inklusive Prüfungsgebühr 12.768 Euro. Auch die erwähnte IUBH bietet ein solches Studium an. Hier betragen die Kosten für die Vollzeitvariante 12.343 Euro. Ein verwandtes Studium hat die FOM Hochschule, die „Hochschule für Berufstätige“, mit Betriebswirtschaft & Wirtschaftspsychologie in petto.
Wer sich für Personalmanagement als Studienfach entscheidet, sollte sich auch fragen, ob er über die Sensibilität verfügt, die in diesem Beruf erforderlich ist. Denn es geht um Menschen, nicht um Maschinen. Nur wenn sie gern im Unternehmen arbeiten, wird es langfristig erfolgreich sein.
Übrigens: Die Wahrscheinlichkeit, dass man sein Studium beendet, ist mit 74 Prozent überdurchschnittlich hoch. Die Berufsaussichten sind auch gut. Und 81 Prozent geben an, mit ihrem Job zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.
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