Studienreport Luxury Management
Es war eine gute alte Tradition: Investmentbanken und Consulting-Firmen nahmen den größten Teil der MBA-Absolventen auf, zumindest in den USA, aber auch in London. Doch als anlässlich der großen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 Entlassungen in der Bankenwelt und anderswo erfolgten, mussten sich viele nach alternativen Berufswegen umsehen.
Schon damals stellte sich die Frage, ob die Luxusgüterindustrie möglicherweise krisenresistenter als das Investment Banking ist. Immerhin gab es schon im alten Rom und weit davor jede Menge Luxusgüter. Selbst zu Zeiten des Kommunismus und der Sowjetunion, ebenso in Maos China und anderswo, gehörten sie zu den beliebtesten Artikeln, die allerdings nicht der breiten Masse, sondern nur hohen Funktionären zugänglich waren.
Und dennoch: Die Corona-Krise machte auch der Luxusgüterindustrie schwer zu schaffen. Denn heute hat in Russland und China nicht nur die Ober-, sondern auch eine mehr oder weniger breite Mittelschicht — in China umfasst diese über 400 Millionen Menschen — Zugang zu Luxusgütern. So gehören Russen und Chinesen längst zu den beliebtesten Kunden der Luxusgeschäfte in Paris, London, Rom oder New York. Und genau die durften während der Pandemie nicht reisen.
Ein ziemlicher Schlag für diese Industrie. Denn erfahrungsgemäß werden beim Reisen besonders viele Luxusgüter – gerade von Russen und Chinesen – gekauft. Viele fahren sogar extra zum Shoppen in die Luxusmetropolen dieser Welt. Hinzu kamen Lockdowns in vielen Ländern, womit auch die Pforten der Luxustempel in den angesagten Vierteln dieser Städte geschlossen blieben. Klar, das Online-Shopping nahm zu, doch es reichte nicht als Kompensation.
Und es gibt noch einen sehr wichtigen psychologischen Grund. Luxusartikel wie teure Uhren, teure Kleidung, teure Kosmetik - und natürlich teure Autos - haben auch den Zweck, schön, begehrenswert und “glamorous” zu erscheinen. Narzissmus, ein dickes Egos und der Wunsch, sich in bestem Licht zu präsentieren sind also enorme Triebfedern für den Kauf von Luxusgütern. Doch wie will man sie präsentieren, wenn man wegen Lockdowns meist zu Hause bleiben muss? Also verschob man den Kauf – oder vergaß ihn gleich ganz. Jetzt, da das Reisen wieder leichter geworden ist, Restaurants und Bars wieder offen sind, Partys wieder gefeiert werden dürfen und mehr und mehr Veranstaltungen stattfinden, kehrt jedoch auch der Wunsch zurück, sich Luxusgüter zuzulegen.
Wer sich von der Luxusgüterindustrie angezogen fühlt und sich hier seine berufliche Zukunft vorstellen kann, sollte sich also nicht von derartigen Schwankungen irritieren lassen. Selbst beim Investment Banking ging es nach der weltweiten Finzanzkrise wieder bergauf. Und so ist es auch nach der Corona-Krise. Zudem bleibt das ewige Verlangen vieler Menschen, anderen zu demonstrieren, dass man es geschafft hat. Und was eignet sich dazu besser als ein Täschchen von Louis Vuitton, ein Anzug von Armani oder eine Rolex? Im Übrigen wird es immer genug Reiche geben, die ihr Kaufverhalten nicht wegen einer Krise ändern. Und besonders tröstlich für die Branche: In China drängen immer mehr junge Käufer auf den Luxusgütermarkt, ihr Konsumhunger ist ungebrochen. Sie dürften bereits im Jahr 2025 über die Hälfte der weltweiten Luxusgüter kaufen.
Die Umsätze und Gewinne in dieser Branche werden also weiterhin „formidable“ sein. Vor allem wenn eine oder mehrere bekannte Luxusmarken zum Portfolio des Unternehmens gehören. Nicht ohne Grund ist Bernard Arnault, Chef des französischen Luxuskonzerns LVMH, der in den letzten Jahren sehr viele Luxusmarken erwarb, einer der reichsten Menschen auf dem Planeten.
Und wo lernt man das Luxus-Business kennen? Am besten immer noch in Ländern wie Frankreich und Italien. Doch auch hierzulande werden zunehmend Studiengänge dazu angeboten.
Eine der ersten Adressen weltweit ist bis heute die ESSEC Business School. Allein schon deshalb, weil Paris, die Weltmetropole des Luxus, nur einen Katzensprung entfernt ist. Ihr Luxury-MBA ist so etwas wie die Eintrittskarte in die Welt des Glitzers und des Schönen. Vermutlich gibt es keine größere Luxusgüterfirma, in der nicht wenigstens ein ESSEC-Absolvent zu finden ist. Viele von ihnen dürften auch damit befasst sein, neue Märkte in fernen Ländern zu erschließen. Für die elfmonatige Ausbildung werden allerdings 44.000 Euro Studiengebühren berechnet.
Die südlich von Paris in Jouy-en-Josas gelegene Management School HEC, die wie die ESSEC bei vielen Rankings gut abschneidet, hat zwar keinen auf die Branche zugeschnittenen MBA im Programm. Man kann aber das „Luxury Strategy Certificate“ erwerben, etwa als Ergänzung eines anderen MBA-Studiums.
Auch an der Paris School of Business lässt sich eine Eintrittskarte in die Luxusindustrie erwerben. Der Master in Luxury & Fashion Management dauert zwölf Monate und ist für 19.000 Euro zu haben.
Bei all diesen Programmen geht es darum, die Teilnehmer auf Führungspositionen vorzubereiten. Entsprechend umfangreich ist die Ausbildung. So gehören Fächer wie Marketing, Finance, Accounting, Organisation, HR oder Supply Chains überall zum Curriculum.
Haute Couture, kunstvolle Armbanduhren und Schmuckstücke, wunderbar duftende Parfums und prickelnden Champagner verbindet man zwar in erster Linie mit Frankreich und Italien. Doch auch in Deutschland gibt es Luxusgüterstudiengänge.
An der International School of Management (ISM), mit Niederlassungen in mehreren Städten, kann man in vier Semestern den Master in Luxury, Fashion & Sales Management machen. Neben dem branchenspezifischen Wissen, das im Studium vermittelt wird, wird auch die Internationalität der Branche betont. Deswegen verbringt man ein Semester an einer Partnerhochschule im Ausland. Die Berufschancen nach Abschluss des Studiums werden von der Studiengangsleiterin Prof. Christiane Beyerhaus als sehr gut eingeschätzt. Die Gebühren für das Masterstudium belaufen sich auf knapp 8.000 Euro.
Auf die Modebranche zugeschnittene Bachelor-Programme findet man an der Fachhochschule des Mittelstands und der Hochschule Reutlingen. Sie befassen sich mit Fashion Management und International Fashion Retail.
Wer eine rund um den Globus hochaktive Branche sucht, der zudem langfristig eine ausgesprochen rosige Zukunft prophezeit wird, wer sich für ein Berufsleben inmitten von besonderen Formen, Farben, Düften und Delikatessen begeistern kann, der sollte überlegen, ob er hier nicht mit einem dieser Programme einen Karrierestart wagen sollte. Es könnte eine goldrichtige Entscheidung sein.
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