Digital hinkt die öffentliche Verwaltung hinterher. Das zeigte sich wieder bei Corona. Wer helfen will, das zu ändern, sollte sich den Studiengang Verwaltungsinformatik der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW Dresden) genauer ansehen, meint Studiendekan Prof. Jürgen Anke.
HTW Dresden
Ihr Studiengang passt gut zur aktuellen Diskussion. Landauf, landab wird die mangelnde Digitalisierung der Verwaltung beklagt.
Anke: Da gibt es in der Tat einiges zu tun. Ich bin sicher, dass die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs dazu beitragen werden.
Länder wie Estland sind Deutschland in puncto E-Government weit voraus. Sind sie so etwas wie ein Benchmark?
Anke: Ja. Allerdings konnten die baltischen Staaten die Verwaltung nach Zerfall der Sowjetunion von Grund auf neu organisieren. Bei uns muss die Digitalisierung in den bestehenden Strukturen schrittweise erfolgen.
Wie unterscheidet sich Verwaltungs- von Wirtschaftsinformatik?
Anke: Einerseits ist es sehr ähnlich, da es von der IT her gesehen um ähnliche oder identische Themen geht. Andererseits besteht ein großer Unterschied, da die Verwaltung nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktioniert als Unternehmen. So müssen alle gleich behandelt werden und haben oft gesetzliche Ansprüche.
Und der „Kundenkreis“ ist größer.
Anke: Sogar erheblich. Von der Verwaltung werden viele Millionen angesprochen, von Firmen hingegen nur die jeweiligen Kunden. Damit gerät die Verwaltung auch schneller in die Kritik, wenn etwas nicht klappt.
Ihre Absolventen müssten eigentlich sofort Jobs bekommen.
Anke: Das Interesse an ihnen ist sehr groß — sowohl in der Verwaltung als auch bei IT-Firmen, die Leistungen für die Verwaltung anbieten.
Doch verdient man in der Wirtschaft nicht mehr?
Anke: Es wird gerade erwogen, den „technischen Beamten“ für IT-Kräfte zu schaffen, mit entprechender Besoldung. Dann wären auch die Arbeitszeiten familienfreundlicher als oft in der IT-Wirtschaft.